Wenn die gefühlte Wahrheit wichtiger ist, als die auf Fakten basierende, wird das mit dem Begriff „postfaktisch“ bezeichnet. Das Wort hat zuerst international und nun auch national Karriere gemacht.
Der Begriff „postfaktisch“ ist zum „Wort des Jahres“ 2016 gekürt worden. In politischen und gesellschaftlichen Diskussionen gehe es zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten, erklärte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) am Freitag in Wiesbaden. Insofern stehe das Wort für einen tiefgreifenden politischen Wandel.
Immer größere Bevölkerungsschichten seien aus Widerwillen gegen „die da oben“ bereit, Tatsachen zu ignorieren und sogar offensichtliche Lügen zu akzeptieren. Die Entscheidung der Jury sei einstimmig ausgefallen, sagte der Vorsitzende der Gesellschaft, Professor Peter Schlobinski.
Zitat aus Spiegel online vom 9.12.2016
Nun ist es auch in Dohna so weit, dass Gefühle und Versprechungen vor wirtschaftliche und logische Prämissen gesetzt werden, dass Fakten ignoriert werden. Erstmalig in meiner Ratsarbeit durfte ich in der Sitzung des Stadtrates gestern erleben, dass die Fraktion Freie Wähler, die bisher als Mahner gegen Geldverschwendung auftraten, die mir als Bürgermeister oft vorwarfen, mit Steuergeld nicht sorgsam umzugehen nun entschieden haben, eine – sicher demnächst erforderliche – Neubeschaffung von Atemschutztechnik nicht mit den kommunalen Partnern in Heidenau und Pirna planmäßig und effizient durchzuführen, sondern im Alleingang ohne Rücksicht auf mögliche Mehrkosten bei Beschaffung und Betrieb voranzugehen. Der Vorteil von wenigen Monaten mit einer leichteren Atemschutztechnik wird erkauft mit finanzieller Unsicherheit.
Ich sehe hier eine klare Abkehr von den Prämissen zur Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit mit öffentlichen Geldern. Leider konnten die fachlichen Argumente der Fachberater und des stellv. Kreisbrandmeisters die Fraktion nicht überzeugen, sie stimmte geschlossen für die unverzügliche Beschaffung und hatte wg. verschiedener krankheitsbedingter Ausfälle auch die erforderliche Mehrheit.
Unsere Feuerwehr hat eine sehr gute Ausstattung, alle Feuerwehrhäuser sind gut saniert, die Fahrzeuge modern, die Einsatztechnik ist auf den neuen Digitalfunk umgerüstet. 2015 und 2016 wurden neue Schnürstiefel und moderne Helme beschafft. Im Landkreis gibt es kaum eine besser ausgestattete Feuerwehr. Trotzdem bleiben Wünsche offen, mittelfristig muss gehandelt werden, um Teile des Atemschutzes zu ersetzen, die Schutzkleidung zu verbessern. Mit Blick auf das vorhandene Defizit im Haushalt muss man diese Beschaffungen nicht vorziehen, wenn dadurch Unwägbarkeiten bei den Kosten entstehen.
Mit meiner Ablehnung des Beschlusses hatte ich nicht im Sinn, die Feuerwehr zu brüskieren, denn ich bin mir sicher, dass viele Feuerwehrleute die gute Ausstattung der Dohnaer Wehren schätzen und wissen, dass eine kostengünstige Beschaffung dauerhaft sinnvoller ist. Mir ist es wichtig, die Kameraden dauerhaft gut auszustatten und keine der anderen Aufgaben im Ort zu vernachlässigen.
Ihr Ralf Müller